Audiobeitrag

Soundcollagen – (M)ein Mix von Audioaufnahmen

Soundcollagen bzw. gebaute Beiträge sind eine Mischung aus verschiedenen Darstellungsformen. Eingebunden werden können Umfragen, Interviews, Musik, Hörspielelemente und Geräusche. Hier treffen journalistische und künstlerische Elemente aufeinander. Im Rahmen einer Klasse lassen sich Gruppen bilden, die sich überlegen, wie sie an das Thema herangehen und es umsetzen wollen. Eine oder zwei Personen fungieren als Regisseur_innen, die für die Gesamtkoordination zuständig sind und das Produkt aus den einzelnen Teilen so zusammensetzen, dass es stimmig ist.

Verwendbarkeit
  • Das eigene Arbeitsumfeld kann vorgestellt werden.
  • Schüler_innen können sich mit der eigenen Schule auseinandersetzen
  • Förderung des Abstraktionsvermögens der Schüler_innen, die sich nicht nur intensiv mit einem Thema auseinandersetzen, sondern die einzelnen Dimensionen ergründen können. Abstrakte, philosophische Themen können so gestaltet werden, dass ihre Bedeutungsvielfalt deutlich wird (zum Beispiel bei Themen wie ‚Zukunft‘ ,‚Geld‘ oder ‚Zufriedenheit‘)
Präsentationsmöglichkeiten

Erweiterte Möglichkeiten

Anspruch

Abstraktionsvermögen (Die Teilnehmenden sollten sich zum Beispiel vorstellen können, welche Emotionen Sounds bewirken können), Interviewtechniken, technisches Hintergrundwissen (Bedienung der Aufnahmegeräte, Schnittprogramme)

Dauer

3 Projekttage bis zu 1 Projektwoche

Raum

Computerraum

Gruppengröße

Arbeitsgruppen von 3 bis 5 Personen 

Vier Gruppen à 3 bis 5 Personen können auch von Lehrkräften betreut werden, die bisher noch wenig Erfahrung haben. Wenn jemand noch keine Erfahrung hat, ist es besser mit ein oder zwei Gruppen anzufangen.

Technik
  • Aufnahmegeräte (notfalls Handy) inkl. Übertragungskabel

  • Rechner für den Schnitt / Lautsprecher am Rechner

  • Kopfhörer für Aufnahmen und Schnitt

Software/ Webdienst

  • Audioschnittsoftware (zum Beispiel Audacity – FreeWare, die auf allen Betriebssystemen läuft)
  • Abspielsoftware für die Präsentation (zum Beispiel Windows Mediaplayer)
  • Lizenzfreie Musik (zum Beispiel über Jamendo und Incompetech)

Beispielprojekt

Ein Projekt, das Nürnberger Stadtteile zum Klingen bringen möchte und in dem schon mit Sounds gespielt wurde: https://nuernbergsounds.wordpress.com/ 

 

Beispiele für hochklassige Features (sehr professionelle und umfangreiche, gebaute Beiträge) des Bayrischen Rundfunk: http://www.br.de/radio/bayern2/inhalt/feature/index.html 

1 Vorbereitungsphase

Die Darstellungsform des gebauten Beitrags bzw. der Soundcollage lässt sich gut im Klassenverband bearbeiten. Da Soundcollagen nicht nur aus einem Interview bestehen, sondern vielmehr aus Gesprächen, Umfragen, kleinen Hörspielpassagen sowie Geräuschen und Musik, können verschiedene Gruppen gemeinsam an einer Soundcollage arbeiten und sich gleichzeitig einem Thema aus verschiedenen Perspektiven nähern. Dabei ist die Soundcollage als journalistisches Element von der rein musikalischen Soundcollage, bei der musikalische Sounds eher experimentell ineinandergreifen, zu unterscheiden. Wer in journalistischer Hinsicht das Feature und die Soundcollage unterscheiden möchte, kann sich daran orientieren, dass ein Feature meist die genormte Länge eines Radiobeitrags von 2:30 Minuten weit übersteigt. Hier kann man sich ganz intensiv einem Thema widmen und sich vor allem Zeit lassen. Die Darstellungsform ist nicht nur aufwendiger als eine Straßenumfrage oder ein Experteninterview, sondern auch tiefgründiger.

Ein Projekt funktioniert auch ohne dass die Teilnehmenden die Technik genau kennen. Im konstruktivistischen Lernansatz nimmt die Lehrkraft die Position der Moderation ein und begleitet sozusagen die Gruppe auf ihrem Weg zum fertigen Produkt.

  • Auf den PCs sollte eine Audioschnittsoftware installiert sein, mit der später die Daten geschnitten werden können (siehe Audacity-Tutorial).
  • Ausreichend Kopfhörer sollten für den Verlauf des Projekts zur Verfügung stehen. Da 3,5 mm Klinken-Stecker die Standardgröße ist, können auch private Kopfhörer von Schüler_innen benutzt werden. Außerdem sollten Kopfhörer-Verteiler bzw. sogenannten Klinkenverteiler (am besten fünffach) eingesetzt werden, so dass alle Teilnehmenden einer Gruppe gleichzeitig beim späteren Schnitt mithören können.
  • Die Aufnahmegeräte sollten mit ausreichenden Speicherkarten bzw. Speicherplatz sowie Akkulaufzeit ausgerüstet sein, um einen vorzeitigen Abbruch der Aufnahmen zu vermeiden.
  • Um zu üben, wie Geräusche richtig aufgenommen werden, kann ein ‚Geräuscherätsel‘ erstellt werden. Dabei wird die Gruppe in Kleingruppen aufgeteilt, die jeweils mit einem Aufnahmegerät eine festgelegte Anzahl an Geräuschen sammeln, die die anderen Gruppen erraten sollen. Wichtig ist, dass möglichst erkennbare, alltägliche Geräusche aufgenommen werden.
  • In der Auswertung zu dieser Methode sollte deutlich gemacht werden, welche Geräusche evtl. in einen Kontext gesetzt werden müssen, um sie zu erkennen und welche für sich allein stehen können.
2 Planungsphase

Ganz wichtig ist es, die Zuhörenden zunächst im Blick zu haben. Da man normalerweise nicht selbst journalistisch arbeitet, ist dieser Perspektivwechsel für die Teilnehmenden eher ungewöhnlich. An dieser Stelle sollte deutlich gemacht werden, dass die Zuhörenden sich nur auf ihr Ohr verlassen müssen und keine anderen Sinne einsetzen können. Deshalb ist es nötig, die ‚großen W‚s‘ zu klären (Wer? Wie? Was? Wann? Warum?) und auch die sinnlichen Eindrücke zu benennen (Es riecht nach…, Es fühlt sich an wie…, Man hört…, Man sieht…, Es schmeckt nach…). All diese Ansprüche sollten bestenfalls durch O-Töne von Interviewpartner_innen, Passant_innen, Geräusche oder Musik erklärt werden und nicht durch einen Kommentartext.

  • Einführung in die Grundformen des Interviews (Fragetechniken, Gesprächsstrukturierung, Verknüpfung von Gesprächseinheiten), der Straßenumfrage und der Recherche anhand von vorliegenden Beiträgen, um einen Klangeindruck zu bekommen.
  • Die Schüler_innen sollten wissen, was man mit welchem Stilmittel ausdrücken kann. Interviews eignen sich beispielsweise sehr gut, um eine Expertenmeinung zu einem Thema einzuholen. Straßenumfragen wiederum eigenen sich ganz gut, um Klischees aufzuzeigen.
  • Am Ende der Planungsphase sollte das Konzept feststehen und die Arbeitsgruppenmitglieder eingeteilt sein.
3 Praxisphase
  • In den Kleingruppen bearbeiten die Jugendlichen die einzelnen Themenaspekte und überlegen, wie sie ihren Teilbereich am besten bearbeiten könnten. Dabei arbeiten die Gruppen vermeintlich mit unterschiedlichem Tempo.
  • So ist beispielsweise die Gruppe mit der Umfrage eventuell im Vorteil, weil Straßenumfragen schneller produziert sind, allerdings liegt hier die schwierige Aufgabe, die passenden Fragen zu stellen, um die Umfrage spannend zu gestalten. 
  • Stehen die Fragen für Interviews, Umfragen und die Sounds, die eine Geräuschegruppe aufnehmen könnte, fest, können die Arbeitsteams zum Aufnehmen losgeschickt werden. Vor der Aufnahme sollten mögliche Fehlerquellen (zum Beispiel Überprüfung des Aufnahmepegels, Mitnahme des Kopfhörers, Vermeidung von Mikrofongeräuschen) besprochen werden.
4 Endproduktion

Für den Schnitt sollte genügend Zeit eingeplant werden, da eine interessante Reportage durchaus zeitaufwendig ist. Die Vorarbeit und die Aufnahmen sind nur ein Teil des Projekts, mindestens genauso lang dauert der Schnitt, bei dem sich Gruppen auch gern mehr Zeit lassen sollten, um ihre Vorstellungen bestmöglich umzusetzen.

  • Das Audiomaterial sollte zunächst gesichtet werden. Sind alle Aufnahmen da? Dabei müssen die Aufnahmen nicht komplett durchgehört werden, sondern sollten schnellstmöglich überprüft werden.
  • Zunächst schneiden die Arbeitsgruppen ihre jeweiligen Aufnahmen selbst so weit, dass sie anschließend in die komplette Montage eingefügt wer-den können. Wichtig ist, dass jeweils nur die Interviewpartner_innen oder die Passant_innen auf der Straße zu hören sind, nicht aber die Fragestellenden. 
  • Dazu braucht es eine Regie (1 – 2 Personen), die den Überblick über das gesamte Konzept und die Produktion wahrt.
  • Die Gruppe, die für die Geräusche zuständig ist, sollte die Musik heraus-suchen, die die einzelnen O-Töne miteinander verbindet.
5 Präsentation

Wenn alle Arbeitsgruppen ihre Produkte fertig gestellt haben und der gebaute Beitrag bzw. die Soundcollage komplett zusammengefügt ist, bietet es sich an, die fertigen Produkte auch zu präsentieren. Wie groß der Rahmen dafür ist, hängt von der verfügbaren Zeit der anderen Klassen ab. Wichtig ist, dass die Gruppe erklären kann, was sie gemacht hat und dann das fertige Produkt den anderen vorspielt. Ob die Soundcollage funktioniert, witzig ist und informativ, zeigt sich in der Präsentation. Die Beiträge können auch in größeren Schulzusammenhängen, auf Audiofestivals oder auf der Webseite der Schule, des Ausbildungsbetriebs oder anderer Einrichtungen präsentiert werden.

 

Übungsaufgabe

Themen, die sich sinnbildlich auch mit verschiedensten Fotos darstellen lassen, eignen sich sehr gut für die Darstellung in einem gebauten Beitrag. So könnten die Schüler_innen auch zunächst die Auseinandersetzung mit dem Thema über Postkarten und Fotos üben. Vor allem die Metakommunikation über ein Thema ist für einen gebauten Beitrag bzw. eine Soundcollage wichtig. Sie können diesen Punkt auch gern selbst üben, indem Sie sich ein Thema suchen, dass Sie beschäftigt (zum Beispiel Familie) und betreffende Personen das Thema im Rahmen von Interviews beleuchten lassen.

Weiterführende Links

Webseite für lizenzfreie Musik, falls die Audioproduktion veröffentlicht werden soll www.jamendo.com oder www.incompetech.com 

Audacity-Download (freies Audioschnittprogramm, das für alle gängigen Betriebssysteme nutzbar ist) unter http://audacity.sourceforge.net/?lang=de

Audacity-Tutorial: http://www.youtube.com/watch?v=mAhL5pbl98s

 

Stärken der Methode hinsichtlich  
 Wissensvermittlung
  • Je nach Themenstellung vertiefte Einarbeitung in ein neues Themengebiet 

Kreativität
  • Kreative Umsetzung eines Themas

  • Möglichkeit mit verschiedenen Soundeffekten zu experimentieren

Persönlichkeitsentwicklung
  • Selbstständiges Arbeiten
  • Soziales Lernen
  • Förderung der Selbstkompetenz
  • Koordinierungsfähigkeiten stärken

Barrierefreiheit 
& besonderer Förderbedarf

Sehbehinderung, sprachlicher Förderbedarf