Audiodatei

Interview zu einem bestimmten Thema

Das Interview ist die große Schwester der Umfrage. Da die meisten Teilnehmenden schon Interviews gesehen oder gehört haben, müssen diese nicht besonders vorgestellt werden. Als stilistisches Mittel sind sie vor allem in Bereichen einsetzbar, in denen Themen anhand der Kenntnisse eines / einer Spezialist_in beschrieben werden sollen.

Verwendbarkeit
  • Thematisierung eines Inhalts

  • Erarbeitung von Fragestellungen

  • Überprüfung von Ergebnissen

  • Förderung von Kompetenzen in der Gesprächsführung

Präsentationsmöglichkeiten
  • Einbettung in Blogs und Webseiten

Erweiterte Möglichkeiten
  • Öffentlichkeitsarbeit der Schule

  • Kontakte zu externen Ansprechpartner_innen aufbauen oder vertiefen

Anspruch

Kenntnis über Vorgehen bei Interviews, technisches Hintergrundwissen (Bedienung der Aufnahmegeräte, Schnittprogramme)

Dauer 6 – 8 Schulstunden
Raum

Computerraum für Audioschnitt / Klassenraum zur Fragenerarbeitung

Gruppengröße

Arbeitsgruppen von 4 Personen. Gesamtzahl orientiert sich an der Menge der Aufnahmegeräte.

Technik
  • Aufnahmegeräte (notfalls Handy) inkl. Übertragungskabel

  • Rechner für den Schnitt

  • Lautsprecher am Rechner und Kopfhörerverteiler für Schnitt

  • Kopfhörer für Aufnahme und Schnitt

Software/ Webdienst

  • Audioschnittprogramm, zum Beispiel Audacity

  • Mediaplayer wie zum Beispiel Windows Mediaplayer oder VLC Media Play

  • Jamendo oder incompetech

Beispielprojekt

Im Projekt ‚Globaler Handel‘ informierten sich Jugendliche über Interviews zum Thema: http://www.medienkompetenz-ausbildung.de/globaler-handel/

 

Interviewsequenzen finden sich auch in diesem Audioguide zu Münchner Zeitgeschichten: http://www.ns-dokumentationszentrum-muenchen.de/bildungsangebote/audioguides-muenchner-zeitgeschichten/audioversion-kindheit-und-jugend-im-nationalsozialismus

 

Gute Interviews sind eigentlich wie Gespräche. Beide Gesprächspartner kennen sich mit der Materie aus und Fachsimpeln ein wenig darüber. Die Kunst dabei ist das Interview so zu führen, dass auch fachunkundige Menschen dem Gespräch folgen können und einen Wissenszuwachs haben. Es sollte kein striktes Frageantwortspiel sein. Die Verknüpfung von einer Antwort auf eine Frage und das Eingehen auf das Gesagte spielen bei einem angenehm hörbaren Interview eine große Rolle. Hier ist aktives zuhören gefragt, das allerdings etwas Übung bedarf.

1 Vorbereitungsphase

Dieses Projekt funktioniert auch ohne dass Sie die Technik genau kennen. Im konstruktivistischen Lernansatz nimmt die Lehrkraft die Moderation ein und begleitet sozusagen die Gruppe auf ihrem Weg zum fertigen Produkt.

  • Auf den PCs sollte eine Audioschnittsoftware installiert sein (siehe Audacity-Tutorial), mit der später die Daten geschnitten werden können.

  • Ausreichend Kopfhörer sollten für den Verlauf des Projekts zur Verfügung stehen. Da 3,5 mm Klinken-Stecker eine Standardgröße ist, können auch private Kopfhörer von Schüler_innen benutzt werden. Außerdem sollten Kopfhörer-Verteiler bzw. sogenannten Klinkenverteiler (am besten 5-fach) eingesetzt werden, so dass alle Teilnehmenden einer Gruppe gleichzeitig beim späteren Schnitt mithören können.

  • Die Aufnahmegeräte sollten mit ausreichenden Speicherkarten bzw. Speicherplatz sowie Akkulaufzeit ausgerüstet sein, um einen vorzeitigen Abbruch der Aufnahmen zu vermeiden.

  • Die Vermittlung der Aufnahme- und der Interviewtechnik kann methodisch gleichzeitig verlaufen. Geben Sie den Schüler_innen die Aufgabe, sich vorzustellen, dass sie sich in einer Promi-Talkrunde befinden. Auf der einen Seite sitzt der Interviewgast, auf der anderen der / die Redakteur_in. Die Technik könnte dann eine dritte Person übernehmen. Welcher Interviewgast in der Talkrunde ist, bestimmen die anderen Schüler_innen. Sobald die Technik läuft, werden die Zuhörer_innen begrüßt, die Fragen gestellt und schließlich verabschiedet sich der/die Redakteur_in wieder. Wie ein solches Gespräch wirkt und welche Fragen sich am besten eignen, kann in der Gruppe einfach ergründet werden, wenn sich die Gruppe die aufgenommenen Interviews nochmal anhört.

  • In die Auswertung zu dieser Methode können die Unterschiede zwischen offenen und geschlossenen Fragen einfließen sowie ein klares Feedback, welche Punkte in Sachen aktives Zuhören und Verknüpfungen herstellen gut waren bzw. welche Aspekte noch verbessert werden könnten.

2 Planungsphase

Themen sind aus mehreren Perspektiven und in verschiedenen Dimensionen zu betrachten. Hilfreich für die Bandbreite eines Themas ist ein umfassendes Brainstorming. Dieses Brainstorming kann auch mit medialen Tools gestaltet werden.

  • Zunächst sollten sich die Gruppen einigen, welches Thema oder welchen Themenkomplex sie bearbeiten möchten. Aus dem Brainstorming und Mindmapping geht hervor, welche Bereiche das jeweilige Thema umfasst und welche Ansprechpartner_innen geeignet wären.

  • Die Ansprechpartner_innen sollten für einen Gesprächstermin angefragt werden. Sollte der / die Wunschkandidat_in kein Interview geben können, dann geht die Suche erneut weiter. Wichtig ist nur, dass die Gruppen sich nicht für die gleichen Personen entscheiden, sondern unterschiedliche Gesprächspartner_innen angefragt werden.

  • Es sollte auch eine vertiefende Recherche zu einem Komplex stattfinden, um mit dem / der Expert_in ins Gespräch zu kommen. 

  • Als Richtwert für ein gutes Interview sollten mindesten sieben bis acht Fragen ausgearbeitet werden. In den Fragen sollte erkennbar sein, dass sich der / die Fragesteller_in mit dem Thema auskennt und Interesse an dem Thema hat.

  • Am besten spielen die Kleingruppen die Fragen innerhalb der Gruppe durch, um passende Überleitungen einzubauen oder auch den Fragenkatalog umzustellen. So sind auch die Fragesteller_innen gewappnet, wie sie in einem Gespräch agieren können.

 3 Praxisphase

Mit den Fragen und dem Aufnahmegerät ziehen die Arbeitsgruppen zu ihren Gesprächen los. Die Gespräche können einerseits in der Schule, aber auch am Arbeitsort der Ansprechpartner_innen stattfinden, so dass auch Geräusche aufgenommen werden, die evtl. das Interview bereichern.

  • Nur eine Person sollte die Fragen stellen, es sind aber auch zwei Fragende möglich. Dabei sollten sich zu Beginn beide Personen am Mikro vorstellen und abwechselnd die Fragen stellen. Die Stimmen sollten sich klar voneinander unterscheiden.

  • Um keine Missverständnisse zu erzeugen, lässt man am besten die / den Gesprächspartner_in sich selbst vorstellen. Diese Vorstellung ist entweder später im Gespräch zu hören oder im Text zur Veröffentlichung zu lesen.

  • Aktives Zuhören ist die Schlüsselkompetenz, die hier geschult und gefördert wird, und das Interview spannend und hörbar macht.

  • Eine weitere Person sollte das Interview aufnehmen und sich auf Störgeräusche konzentrieren. Falls dem / der Techniker_in auffallen sollte, dass Hintergrundgeräusche zu laut sind, sollte die Aussage wiederholt werden.

  • Die Teilnehmer_innen sollten diesen Teil allein bewältigen (notfalls ist hier eine Sondergenehmigung nötig).

4 Endproduktion

Wichtig ist, dass Sie für diesen Schritt genügend Zeit einplanen, auch wenn die Schüler_innen bereits Schnitterfahrungen haben. Dies ist eine zeitintensive Phase, in der sich die jeweiligen Teams auch beraten, welche Teile der Interviews verwendet werden und welche nicht.

  • Während die Teilnehmer_innen unterwegs sind, können Sie in den Computerraum wechseln, um die PCs auf die Endproduktion vorzubereiten (Hochfahren und Schnittprogramm öffnen).

  • Sobald die Schüler_innen zurück sind, können sie ihre Aufnahmen zuerst auf den Rechner und dann ins Schnittprogramm ziehen, um die Daten zu schneiden. 

  • Wichtig ist, dass das Interview immer noch lebendig und informativ ist. Das heißt, es sollte definitiv so weit gekürzt werden, dass sich Zuhörende nicht langweilen. Bei einem ruhigen Gespräch von über vier Minuten schaltet man als Hörer_in eher ab, so dass die fertige Audiodatei diesen Zeitrahmen nicht überschreiten sollte. Kürzer als vier Minuten darf das Gespräch jederzeit sein.

  • Sofern es die Zeit erlaubt, können die Interviews mit Musik und einer kleinen Einleitung abgerundet werden.

5 Präsentation

Nachdem alle Gruppen mit ihrem Produkt fertig sind, können diese gegenseitig präsentiert oder auch einer anderen Gruppe vorgespielt werden. Es ist ein wichtiger Punkt der gegenseitigen Wertschätzung und ist gleichzeitig eine Übung in Feedback geben und nehmen. Interessant ist es für die Gruppen, die an der Ausarbeitung nicht beteiligt waren, zu erfahren, wie die Teilnehmenden bei der Auseinandersetzung mit dem Thema vorgegangen sind und welche Ideen sie dabei außerdem hatten.

 

Übungsaufgabe

 Wie es ist, ein Interview zu führen, können Sie in Ihrem privaten Umfeld ausprobieren. Sicher ist eine_r Ihrer Bekannten Expert_in in einem bestimmten Gebiet. Stellen Sie ihr / ihm Fragen und prüfen Sie, ab wann eine Nachfrage möglich ist, wie Sie Gesprächsteile verbinden können. Da Sie das Feld gewählt haben, in dem Ihr Gegenüber sich auskennt und über das er / sie gern spricht, werden Sie ein längeres Gespräch ermöglichen.

Um sich mit dem Aufnahmegerät besser zurecht zu finden und auch das Schnittprogramm Audacity auszuprobieren, können Sie das Gespräch aufnehmen und anschließend schneiden. Einen Gewinn bringt ein solches Gespräch gleichzeitig auch für Sie selbst, da Sie auf diese Weise neue Einblicke in ein Themengebiet einer Person bekommen, die Ihnen nahe steht.

Weiterführende Links

 

Stärken der Methode hinsichtlich  
 Wissensvermittlung
  •  Je nach Themenstellung vertiefte Einarbeitung in einen Lerninhalt
Kreativität
  • Möglichkeit mit verschiedenen Soundeffekten zu experimentieren
  • Erstellung eines Storyboards
Persönlichkeitsentwicklung
  •  Selbstständiges Arbeiten
  • Soziales Lernen
  • Förderung der Selbstkompetenz

Barrierefreiheit 
& besonderer Förderbedarf

Interviewprojekte eignen sich auch für Jugendliche mit Hörschädigung oder Sehbehinderung. Besonderes Potenzial bergen sie hinsichtlich der Sprachkompetenzförderung.